“Oft ist die Twitter-Tatort-Gemeinde zwiegespalten”

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Der Tatort ist die in der deutschen Twittersphäre am meisten und intensivsten diskutierte Fernsehsendung. Stefanie Aßmann und Nicole Greiner haben vor einiger Zeit in einem Blog damit begonnen, die Twitter-Resonanz auf einzelne Episoden auszuwerten und zu analysieren. Im Interview erzählt Stefanie, wie es dazu kam, was twitternde Tatort-Fans bewegt und was als nächstes kommen könnte.

Wer bist du wieso bewegt dich das Thema Social-Media-Monitoring?
Meine Name ist Stefanie Aßmann, bei Twitter @miss_assmann. Ich arbeite bei VICO Research & Consulting als Consultant und beschäftige mich dort beruflich mit dem Thema Monitoring und Social Media. Vor zwei Jahren habe ich mich im Rahmen meiner Masterarbeit das erste Mal mit Social Media Monitoring auseinander gesetzt. Damals gab es nur wenig Literatur zum Thema. Für mich war das ein Grund, dies zu ändern und das Blog zum Thema ins Leben zu rufen. Außerdem finde ich es sehr spannend, wie die Nutzer online über Produkte und Marken diskutieren. Analysen zur Social Media Kommunikation ergeben immer sehr interessante Erkenntnisse.

Du befasst dich seit einiger Zeit damit, die Twitter-Reaktionen zum Tatort zu analysieren. Wie kam es dazu?
Wir haben auf der Arbeit montags über den Tatort gesprochen und uns darüber unterhalten, wie viele Leute doch auf Twitter darüber diskutieren. Da kam uns die Idee, das es lustig wäre, den Tatort anhand von Tweets nachzuerzählen. Mit Nicole habe ich die Idee einige Zeit später wieder aufgegriffen. Leider schaffen wir es zeitlich nur selten, den Tatort zu analysieren.

Wieso sorgt gerade der Tatort für ein derartig großes Echo bei Twitter?
Das ist eine gute Frage und ein gutes Thema für eine Analyse. In meinem Freundeskreis schauen sehr viele Leute sonntags Tatort. Da viele Freunde der Social-Media-Welt beim Fernsehen das Smartphone nicht aus der Hand legen können, haben sie wohl angefangen, den Tatort zu kommentieren. Das Ganze hat sich irgendwann verselbstständigt. In meiner Timeline ist mir der Tatort jedenfalls als erstes TV Format aufgefallen.

Welche Tools und Verfahren verwendest du für deine Analyse?
Angefangen haben wir mit der Twitter-Suche. Zwischendurch habe ich auch das Tool von VICO eingesetzt, um eine Tag Cloud zu erstellen. Anja von Twingly war nun so nett und hat mir ein Liveboard zum Tatort eingerichtet. Damit erhält man einen guten Überblick, wie viele User zu welchen Schlagworten zum Tatort twittern. Um die Tweets zu sammeln, nutzen wir aktuell die Twittersuche und Live von Twingly. Ideen für weitere Analysen habe ich genug. Mir fehlt nur die Zeit für die Umsetzung.

Welche Folge war bisher die mit den insgesamt positivsten Twitter-Kritiken und welche die mit den negativsten?
Da wir nicht jeden Tatort analysieren, kann ich das gar nicht so genau sagen. Oft ist die Twitter-Tatort-Gemeinde zwiegespalten. Gerade der Tatort von Justus von Dohnanyi hat für viel Gesprächsstoff bei Twitter gesorgt. Entweder wurde der Tatort als Meisterstück gelobt, oder er wurde verrissen. Prinzipiell kann man auch sagen, dass bei manchen Tatorten der eigentlich Inhalt bei Twitter gar keine Rolle spielt. Manchmal sind gewisse Details im Tatort spannender als die Handlung selbst. Gerade wenn bestimmte Details im Film nicht logisch sind, wird gerne gemeckert.

Glaubst du, der Tatort wird immer eher eine Ausnahme bleiben, was das Social-Web-Engagement der Nutzer angeht? Oder werden künftig viele weitere Sendungen ähnlich viel Resonanz in den Social-Media-Kanälen erhalten?
Der Tatort war die erste Sendung mit so viel Resonanz bei Twitter. Mittlerweile wird alles mögliche – bespielsweise “Bauer sucht Frau” oder “The Voice of Germany” – bei Twitter diskutiert. In meinen Augen birgt Twitter bei der Analyse von TV-Formaten noch sehr viel Potential. Anbieter wie Couchfunk haben schon erkannt, dass man das klassische Fernsehen mit der Internetnutzung verknüpfen sollte.

Denkst du darüber nach, deine Analysen auf andere Sendungen auszuweiten?
Ja, da denke ich schon länger drüber nach. Allerdings habe ich noch kein Format gefunden, dass mich inhaltlich auch so interessiert. Mich würden hier generell amerikanische Serien reizen. Dort werden die verschiedenen Social-Media-Kanäle bereits jetzt schon verstärkt von den Sendern eingesetzt.

“Often, the actual plot isn’t what engages users in the online discussion”

Hier könnt ihr das Interview auf Deutsch lesen.

The German crime drama series Tatort (German for “crime scene”) is the most discussed TV show among Twitter users in Germany. A while ago Stefanie Assmann and Nicole Greiner started to analyse the Twitter feedback on a couple of episodes. In our interview, Stefanie explains how that happened, what it is that gets the tweeting audience excited as well as what the next step could look like.

Tell us a bit about you.
My name is Stefanie Assmann, @miss_assmann on Twitter. I’m working as a consultant at Vico Research, a German full-service agency for social media, dealing mainly with monitoring and social media. About two years ago I learned about social media monitoring for the first time while writing my Master thesis. Back then there wasn’t too much literature on that topic, which made me eventually launch a blog about it. It’s fascinating to see how users discuss brands and products. Analysing their comments always leads to interesting insights.

You have started to look closer at what Twitter users say about Tatort episodes and to publish the results on your blog. Why?
On Mondays at the office we usually discuss the latest episode of Tatort (which is always broadcasted on Sunday evenings), and we found it impressive how many people were doing the same on Twitter during the show. Nicole and I thought it might be fun to use those tweets by people watching Tatort to re-tell the story of the episode. Eventually, that led to a couple of blog posts where we evaluated the Tatort-buzz on Twitter. Unfortunately, we don’t have the time to do that regularly.

Why is Tatort the single regular TV show in Germany getting that much attention on Twitter?
Good question and food for another analysis. Many of my friends usually watch Tatort on Sunday evenings. It’s quite a popular series. And as it is the case for many social media enthusiasts, they can’t stop using their smartphone, even while doing something else like watching TV. So they started to tweet about Tatort. Now that has become some kind of “tradition” on Twitter. I remember that Tatort was the first TV show that appeared in my Twitter timeline.

Which tools do you use for your analysis?
We started with the Twitter search, and we also used a tool from VICO, my employer, to create a tag cloud. Recently Twingly was so kind to provide us with a Liveboard that helps to get a quick overview about the amount and type of Tatort tweets.

Are there any typical patterns or reactions that you observe?
Since we don’t cover each Tatort episode it’s a bit hard to say. But my impression is that usually the feedback is rather varied, with both positive and negative comments. So some people love an episode while others hate it. Often, the actual plot isn’t what engages users in the online discussion. Instead it’s specific details that make people tweet. If the audience perceives a detail as unrealistic or absurd, that would usually lead to a lot of complaining on Twitter.

You think Tatort will be an exception regarding its Twitter buzz, or will other German TV shows become equally popular on Twitter?
Tatort was definitely the first show in Germany to create this kind of engagement among Twitter users. But nowadays there are other TV shows as well that get lots of tweets. I think there is a lot of potential in “social tv”, and specific web services are popping up to build on that and to connect traditional TV with the web.

Do you plan to extend your analysis to other shows?
I would love to, but I have yet to find a show which excites me enough to invest the time. A US show would be fun, since there the stations themselves already actively use social media.